Autokaufdesaster – oder: Am Ende brummt doch der Bär

Es hat bei uns schon eine gewisse Tradition größere Anschaffungen immer vor den Sommerferien zu machen.

Warum?

Keine Ahnung, wir sind halt anders als die anderen.

 Das Thema neuer Zugwagen spukt schon seit einiger Zeit in unseren Köpfen herum. Das Gute ist, wir kaufen nicht aus der Not heraus, da unser Kuga nach wie vor brav seinen Dienst verrichtet aber nun eben so langsam in die Jahre kommt.

Und wie der Volksmund so sagt: „Bevor die Reparaturen größer werden“, halten wir schon einmal die Augen auf und schauen, was der Markt so bietet.

Nach einigem Gucken wanderten unsere Augen immer wieder zum Skoda Kodiaq. Nur ein gutes Angebot wollte sich nicht so recht zeigen. Wir legten das Thema zunächst wieder ad acta.

Eines schönen Sommerabends, wir waren gerade mit unserem Hund auf der Gassi-Runde, fuhr ein Nissan X-Trail an uns vorbei.

Hoppla.

Nissan scheint wohl in den letzten Jahren ordentlich Modellpflege betrieben zu haben – den hatte ich noch ganz anders in Erinnerung.

Zu Hause wurde dann erst einmal ordentlich im Internet recherchiert. Was wir da sahen, gefiel uns optisch schon mal gut. Eine der Kernfragen ist natürlich: Kann unsere Wunschvariante (Diesel, Automatik) unseren Wohnwagen ziehen? Das Internet spuckte mir hierzu leider nicht spontan die richtige Antwort aus. Es gab Einträge die besagten, dass der X-Trail zwischen 1500 und 2100 Kilo ziehen könne. Da Nissan gerade letztes Jahr die Motorisierung des X-Trail erneut angepasst hatte, um die Euro-6-D-Temp-Norm zu erfüllen war zunächst Rätselraten angesagt.

Auf den Internetseiten von Nissan fand ich auf die Schnelle auch keine verlässliche Antwort. So nutzte ich einfach den Link der Händlersuche und schrieb via E-Mail ein Autohaus in unserer Nähe an.

Die Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten.

Der X-Trail könne in der 150 PS-Variante als Diesel-Automatik bis zu 2,0 Tonnen ziehen.

Prima, das passt 

Wir schauten alsbald im Autohaus vorbei, um uns den Wagen aus der Nähe anzusehen.

Als erstes: Sitzprobe

Nicht ganz unwichtig, da meine Holde und ich einen doch ganz ordentlichen Größenunterschied haben. Ich bin knapp 1,95 m groß und meine Holde…

Naja, sagen wir es einmal so: Kurze Arme keine Kekse

Wir konnten aber beide gut im X-Trail sitzen.

Der Verkäufer gab uns später noch ein Angebot für einen Vorführwagen mit. Das Autohaus hätte im Bestand derzeit 5 Vorführwagen, bzw. Gebrauchte mit wenig KM auf dem Tacho.

Zu Hause wurde das Angebot dann erst einmal genau unter die Lupe genommen, wieder viel im Internet Berichte gelesen, Videovorstellungen angeschaut usw.

Tatsächlich war der Preis des Vorführwagens wirklich sehr gut.

Am darauffolgenden Montag vereinbarte ich einen Termin zur Probefahrt. Hierbei erfuhr ich, dass der Vorführwagen, den wir als unverbindliches Angebot mitbekommen haben, gerade über die Theke gegangen ist. Mist.

Es ist jetzt noch ein Diesel Automatik im Bestand, der unseren Ausstattungswünschen entspricht.

Der Verkäufer sicherte uns zu, dass er den Wagen von seiner Hauptfiliale in Hamburg zu seiner Filiale bringen lässt, so dass wir ihn probefahren können.

Drei Tage später kam der Anruf und wir machten einen Termin aus.

Am Freitag fuhren wir dann zum Autohaus. Als wir das Gelände betreten, sehen wir den Wagen schon geparkt vor dem Eingang stehen. Nanu, was ist denn das? Eine abnehmbare Anhängerkupplung war bereits an dem Wagen verbaut, welche gar nicht in der Beschreibung erwähnt wurde (das angepasste Angebot erhielten wir zwischenzeitlich per E-Mail). Prima.

Während wir zur Probefahrt aufbrachen, wurde vom Verkäufer der vermeintliche Einkaufswert von unserem Kuga ermittelt, welchen wir in Zahlung geben wollten. Uns wurde kurzerhand der Schlüssel überreicht und er wünschte uns viel Spaß.

Etwas verwundert fragte ich nach, ob es irgendetwas in Bezug auf Assistenzsysteme, Start-Stopp-Automatik etc. zu beachten gibt. Dies wurde verneint.

Der X-Trail fuhr sich erwartungsgemäß prima und die Ausstattung ließ keine Wünsche offen.

Zurück im Autohaus setzten wir uns dann zusammen. Wir wurden gefragt, welchen Preis wir denn für unseren Kuga veranschlagen würden. Als ich ihn nannte, sagte der Verkäufer, dass er optimistisch sei, dass wir da zusammenkommen würden. Das Gespräch war sehr nett und es ging auch ein ums andere Mal wieder um das Thema Zugfahrzeug und zulässige Zuglast etc.. Zu guter Letzt wurde uns ein Finanzierungsangebot erstellt. Dies ließ eigentlich keine Wünsche in Bezug auf Finanzierungsdauer, Höhe der Rate und Schluss-Rate offen.

Wir „schliefen noch einmal eine Nacht darüber“ und teilten dem Verkäufer am nächsten Tag mit, dass wir den X-Trail zu den bereits besprochenen Konditionen kaufen würden. Hierfür würden wir am kommenden Freitag noch einmal vorbeikommen und den Papierkram erledigen. Per E-Mail wurde sogleich der Termin bestätigt und angekündigt, dass die Unterlagen entsprechend vorbereitet werden 

Am nächsten Tag, ich war gerade mit dem Auto auf dem Weg von der Arbeit nach Hause unterwegs, rief mich der Verkäufer an. Er habe mit seinem Einkäufer gesprochen und dieser sehe den Wert unseres Kuga nun doch auf einer anderen Ebene.

Nanu?

Will da jemand im Nachhinein den Preis drücken?

Das fand ich ziemlich unseriös, da es nicht um ein- oder zweihundert Euro ging.

Letztendlich konnten wir uns dann auf einen Preis verständigen, mit dem wir noch Leben konnten – gerade da die Anbaukosten der Anhängerkupplung nicht mehr anfallen würden.

Trotzdem blieb ein Beigeschmack.

Dies teilte ich dem Verkäufer am Tag unseres Termins auch mit. Er spielte dies herunter und sagte uns, dass er auch schon einen Händler an der Hand habe, welcher den Kuga übernehmen würde. Ein Schelm wer Böses denkt…

Aufgrund des guten Angebots hörten wir nicht auf unsere Intuition von dem Autohaus unsere Finger zu lassen. Denn auch der bisherige E-Mail-Verkehr war….naja, nennen wir es mal semiprofessionell in Form und Ausdruck. Aber vielleicht bin ich da auch zu spießig.

Letztendlich unterschrieben wir den Kaufvertrag und die dazugehörige Finanzierung. An dem Wagen sollte noch eine kleine Schramme beseitigt werden und die Ummeldung erfolgen. Uns wurde eine Wartezeit von 8-10 Tagen genannt, da es auch gerade für die Händler bei den Zulassungsstellen nur bestimmte Kontingente gibt – Corona sei Dank.

Mit Vorfreude auf unser neues Fahrzeug im Kopf starteten wir ins Wochenende.

Meine Holde ist bei uns die strategische Planerin der Familie und wendet auch viel Zeit in die Gestaltung und Doku ihres selbst gestalteten Terminplaners auf (meiner Meinung nach ist das eigentlich schon ein Buch). Am Wochenende hat sie sich spaßeshalber bei einer Facebook-Gruppe angemeldet, um nach weiteren Ideen zu schauen.

Facebook-Gruppe? Da gibt es doch bestimmt auch was in Sachen X-Trail. Mal schauen.

Natürlich gab es.

Fix angemeldet und so konnte ich schon etwas über Erfahrungswerte, Ausstattung usw. von „Praktikern“ lesen.

Wie es sich gehört, schrieb ich auch einen kleinen Post und fragte in dem Zuge, ob es weitere Camper in der Gruppe gibt.

Schnell kamen die Antworten.

Hierbei vielen mir fast die Augen aus dem Kopf als ich las, dass unsere gewählte Motorisierung nur eine max. Anhängelast von 1,5 t ziehen darf.

Ich schrieb mit dem Verfasser dieser Zeilen noch ein paar Mal hin und her. Dieser war so nett und schaute auch noch einmal in seinen Fahrzeugschein – leider mit dem gleichen Ergebnis.

Am darauffolgenden Montag kontaktierte ich gleich den Verkäufer per E-Mail. Ich schilderte ihm, welche Informationen ich erhalten hatte und bat um dringende Klärung. Gleichzeitig kündigte ich an, dass wir ggf. vom Kaufvertrag zurücktreten müssten, da eine der Hauptkriterien für den Kauf die mögliche Zuglast des Fahrzeugs war – welche wir als erstes auch angefragt hatten.

Als erste Reaktion erhielt ich einen Link von der „Auto-Motor-Sport“-Seite übersandt, in dem die verschiedenen X-Trail-Modelle mit den technischen Daten, inkl. Daten zur Zuglast aufgeführt waren – begleitend mit den Worten: „Da wurde ich wohl schlecht beraten“ und ich solle mich nicht beunruhigen lassen.

Auf der Seite wurde tatsächlich auch eine max. Zuglast von 2 t angegeben.

Allerdings betraf diese einen X-Trail mit Schaltgetriebe.

Ich hatte nun mittlerweile schon selbst noch ausgiebig auf den offiziellen Seiten von Nissan gesucht und letztendlich auch eine Übersicht gefunden. Hier bestätigte es sich noch einmal: Alle Automatik-Varianten waren mit einer max. zulässigen Zuglast von 1,5 t angegeben.

Ich schickte dem Verkäufer einen Screenshot mit dem Hinweis, dass die Automatik-Varianten in seinem Link nicht aufgeführt sind und bat um Rückruf.

Es kam zunächst die Antwort, dass sich der Verkäufer mit seinem Verkaufs- und Werkstattleiter kurzschließen wird und sich dann meldet.

Später erfolgte dann der Anruf: Es ist tatsächlich korrekt, dass die Automatikvarianten von Nissan nur mit 1,5 t freigegeben worden sind. Man könne durch den Anbau einer alternativen Anhängerkupplung (auch mittels Gutachten-Bestätigung) die Voraussetzungen schaffen, für die Zuglast, wie wir sie benötigen.

Allerdings – sollte ein Garantiefall eintreten, muss Nissan nicht eintreten. Es käme dann auf die Kulanzentscheidung von Nissan an. Er habe aber ausführlich mit seinen Kollegen gesprochen. Alle sind der Meinung, dass hier keine Gefahr im Verzug sei und ein Garantiefall mehr als unwahrscheinlich sei. Man müsse ja auch nicht erwähnen, dass ein Wohnwagen gezogen wurde.

Ich teilte ihm mit, dass dies für mich keine Alternative ist und so wurde der Vertrag annulliert. Es bedurfte noch ein- zwei Erinnerungen, bis ich endlich darüber auch die schriftliche Bestätigung übersandt bekam.

Den Darlehensvertrag bei der Nissan-Bank durften wir dann auch noch widerrufen.

Ein Wort der Entschuldigung hat uns bis heute übrigens nicht erreicht.

Ich mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ich mich nicht –rein per Zufall- in der Facebook-Gruppe angemeldet hätte…. Unser Kuga wäre weg und wir hätten ein Auto, was nicht die Voraussetzungen hätte, unseren Wohnwagen zu ziehen.

Von irgendwelchen evtl. Garantie-Streitigkeiten oder noch schlimmeren mal ganz abgesehen.

So schnell wich die Vorfreude dann Enttäuschung, Unglaube und Wut. Kann man sich nicht mal mehr auf die Aussagen von Verkäufern verlassen bei Dingen, die man explizit (zum Glück schriftlich) angefragt hat??

Wir hatten restlos die Schnauze voll und waren eigentlich mit dem Thema Auto-Kauf erst einmal wieder durch.

Doch, dort wo sich eine Tür schließt, öffnet sich manchmal eine andere (*Phrasen-Modus aus*).

Das Thema Autokauf-Desaster war natürlich auch Thema bei Telefonaten mit unser Familie, die sich immer nach dem Stand erkundigt hatte.

Und nur aufgrund einer familiären Empfehlung haben wir uns auf den Weg nach Buxtehude gemacht.

(Achtung, ab hier unbezahlte aber durchaus gewollte Werbung)

Nach Buxtehude?

Ja, Teile unser Verwandtschaft wohnen in dem Bereich der Nordheide und hatte sehr gute Erfahrungen mit dem Autohaus Tietjen in Buxtehude (Skoda) gemacht. Außerdem kennt meine Mutter wieder jemanden, der jemanden kennt…. (Wer kennt das nicht…)

Den Kodiaq von Skoda hatten wir natürlich nach wie vor auf dem Schirm aber eigentlich war bei uns gerade in Sachen Autokauf die Luft raus. Interessant wurde es dann aber doch, als wir erfuhren, dass das Autohaus noch ein paar Tageszulassungen im Angebot hat.

Wir schauten uns die Modelle im Internet an. Es wurden u.a. „Soleil“-Sondermodelle angeboten, die in Sachen Ausstattung eigentlich fast keinen Wunsch offenließen und zu einem guten Kurs angeboten wurden.

Ich telefonierte mit dem Autohaus und wir machten einen Probefahrttermin aus.

Wie Autoverkaufen richtig geht, konnten wir dann bald feststellen.

Wir wurden sehr freundlich begrüßt und regelten fix die Formalitäten in Bezug auf die Probefahrt. Herr Spittkau, der sich unser annahm, begleitete uns zum Vorführwagen und gab uns eine kurze Einweisung in die technischen Raffinessen, u.a. der Assistenzsysteme des Wagens. Wir überließen ihm in der Zeit den Fahrzeugschein und –Schlüssel unseres Kugas, damit er sich ein Bild von dem Wagen machen konnte.

Mit einer Routenempfehlung, bei der man nicht aufgrund des einsetzenden Feierabendverkehrs nur im Stau steht, fuhren wir los.

Der Kodiaq übertraf tatsächlich unsere ohnehin schon recht hohen Erwartungen.

Zurück beim Autohaus setzen wir uns dann zusammen. Das Gespräch war sehr freundlich, unaufdringlich und kompetent. Natürlich kamen wir auch kurz auf unser vorheriges Kauf-Desaster zu sprechen. Hier punktete Herr Splittkau noch damit, dass er nicht die Gelegenheit nutzte, um auf die Konkurrenz verbal einzudreschen, sondern eher noch für Verständnis warb („Bei der Vielzahl von Automodellen und Motorisierungen ist es auch nicht einfach, jedes Detail zu kennen). Als wir allerdings immer mehr Details zur Vorgeschichte nannten, war es auch bei ihm vorbei mit dem Verständnis.

Wir sprachen eine mögliche Finanzierung durch und der von ihm angebotene Preis für die Inzahlungnahme des Kuga war schlichtweg fair.

Schnell wurden wir uns über die Details einig und so kauften wir ein neues Auto – schon wieder.

Bei dem Kodiaq wird nun noch eine Anhängerkupplung verbaut und die Ummeldung wird ebenfalls vom Autohaus gemacht.

Wir verließen das Autohaus Tietjen mit großer Vorfreude im Bauch und – was noch wichtiger ist – einem guten Gefühl.

Unser neues Zugfahrzeug: Skoda Kodiaq 2,0 TDI 4×4 DSG „Soleil“

Obwohl Geduld nicht meine Stärke ist, werde ich diese noch 2 Wochen aufbringen müssen – dann ist Fahrzeugübergabe.

Fotos folgen.

Wer Erfahrungen mit dem Kodiaq als Zugfahrzeug hat (oder ähnlich schräge Erlebnisse hatte), ist gern eingeladen einen Kommentar zu hinterlassen.

 

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